Lange versuchte sie das Gefühl zu ignorieren, doch dass Wissen, dass
sie beobachtet wurde, ließ der jungen Mutter keine Ruhe mehr. Zitternd
vor Angst und ungewisser Erwartung, wer oder was sie da verfolgte, wagte
sie den Blick zurück, die Arme
schützend um das zerbrechliche Bündel, das sie trug. Erhaben
und geheimnisvoll erschien die Silhouette vor der hellen Mondscheibe.
Keine Bewegung regte sich in der fremden Gestalt, nur das regelmäßige
Atmen hob und senkte die mächtige Brust. Der große,
stolze Vogel beobachtete die beiden Flüchtlinge auch noch, nachdem
die verängstigte
Frau sich zu ihm umgewandt hatte. Noch immer zitterte sie. Die Angst in
ihr war nicht entwichen, aber sie spürte auf eine seltsame Weise,
dass sie vor der nächtlichen Gestalt nicht zu fliehen brauchte. Zögernd,
als täten sie es ohne ihre Entscheidung, traten ihre
Füße näher heran.
"Wer seid ihr?" Ihre Lippen bebten während sie
sprach.
"Führt euren Weg fort in die Kokiriwälder," antwortete
der geheimnisvolle Vogel lediglich, "Dort wird euch der Wächter
der Wälder, der Deku-Baum, wie ihn die Kokiri nennen, erwarten. Bringt
euren Sohn dort hin."
Die junge Frau kannte das Volk der Kokiri, wenn auch nur aus Erzählungen.
Das Waldvolk lebte ganz unter sich in den östlich gelegenen Wäldern
von Hyrule. Die kindlichen, grün gekleideten Wesen konnten nur
im Wald überleben und im Gegenzug
war das Leben in ihrem Wald für kein anderes Wesen möglich.
Und der Hüter dieses Volkes sollte es nun sein, der ihrem Sohn
Schutz und Sicherheit gewähren sollte?
"Der Deku-Baum, seid ihr auch sicher? Ich weiß nicht einmal,
wer ihr seid,"
sprach sie zweifelnd.
"Vertraut mir," erklang die tiefe Stimme erneut, "Ich
weise euch den Weg. Doch
ihr müsst wissen, dass es noch nie anderen Wesen als den Kokiri
möglich war
den Wald unbeschadet zu betreten. Jeder Sterbliche, so sagt man, verwandelt
sich im Wald zu einer Pflanze."
Auch diese Sage um den Kokiri-Wald war der Mutter bekannt. Doch nie war
ihr die Wahrheit dieser Geschichte bewiesen worden. Nun stand sie vor
der schweren Entscheidung, dieses Risiko einzugehen und den Wald zu
betreten. Wenn das Gerücht stimmte, würde der Kokiri-Wald
das Letzte sein, was sie sah. Das Baby in ihrem Arm reckte sich leicht
im Schlaf und seufzte leise. "Mein Kind soll leben,"
war der erste Gedanke, den sie fasste, als sie in das friedlich ruhende
Gesicht ihres Sohnes blickte
und mit all ihrem Mut blickte sie entschlossen zu dem fremden Vogel
auf.
"Das muß ich riskieren. Mein Sohn soll in Frieden aufwachsen.
So sei es!
Geleite mich zum Ziel!"
Ohne ein weiteres Wort breitete die schwarze Gestalt die mächtigen
Flügel aus und
erhob sich mit einem dumpf klingenden Schwingen selbiger in die Lüfte.
Tapfer folgte
die Hylianerin der Gestalt am Himmel immer tiefer in den Wald hinein.
Es war eine Entscheidung, die ihr Schicksal besiegelte, aber das Leben
ihres Kindes rettete. Eines Tages würde ihr ganz Hyrule dafür
dankbar sein.
By Verena
Die
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